Meja Mwangi
Rafiki, Wuppertal: Peter Hammer Verlag, 2014
Rafiki, den Mann mit der Gitarre, kennt jeder in Nanyuki. Immer freundlich, immer fröhlich, immer knapp bei Kasse tingelt er durch die maroden Straßen der Stadt. Er wäre ein glücklicher Mann,
hätte seine Frau Sweettea ihm nicht die Pistole auf die Brust gesetzt: Wenn er nicht endlich das Geld für das Studi- um seiner Tochter verdient, verlässt sie das Haus mit allem, was darin
ist.
Rafiki, der gut ohne Geld, aber keinesfalls ohne Sweettea leben kann, muss schnell handeln und beschließt einen bewaffneten Überfall auf das Abzah- lungsgeschäft der Brüder Manu und Manish
Patel. Doch deren Kasse ist ebenfalls leer, weil die Kunden ihre Fernseher, Kühlschränke und Radios zwar kaufen, aber die Raten nie bezahlen. Rafiki, berührt von der Lage der bank- rotten
Inder, fasst einen Entschluss: Er wird das Geld persönlich eintreiben oder die Waren zurückholen. Für die Patel-Brüder, für Sweettea, für die Moral der ganzen Stadt!
Eine großartige Komödie voller skurriler Dilettanten! Allen voran Rafiki, der als selbsternannter Ritter durch die in Armut versinkende Stadt zieht, um mit zweifelhaften Methoden eine neue Moral
zu erzwingen. Meja Mwangi zeich- net die kenianische Gesellschaft mit Galgenhumor und der leisen Hoffnung auf neue Helden
Big Chiefs, Wuppertal: Peter Hammer Verlag, 2009
Vor den Toren einer afrikanischen Großstadt, in einer Grube, die für den Müll ausgehoben wurde, leben die Aussortierten der Gesellschaft. In einer Hütte sitzt ein blinder Alter, der sich erinnert, wie alles begann. An die Verschwörung, das Schleifen der Macheten, das Morden. Der Junge, der die Hütte mit ihm teilt, klagt den Alten an, weil der nichts verhindert hat. In ihm wächst die Wut. Eines Nachts verlässt er die Grube, um einen lang gehegten Plan auszuführen. Um seinetwillen, um des Alten willen. Und um des Mädchens willen, das wie er in der Grube lebt und seine Kinder mit bitteren Pflanzen am Leben hält. Inmitten eines apokalyptischen Szenarios entspinnt sich eine hochmoralische Geschichte. Meja Mwangi, den wir so noch nie gehört haben, wählt für seine Geschichte die Form der Parabel, denn was er erzählt, scheint erschreckend wiederholbar. Es trifft die Ereignisse in Ruanda, findet Parallelen in Somalia, in Simbabwe und in der jüngsten Geschichte Kenias.
Das Buschbaby, Wuppertal: Peter Hammer Verlag, 2007
Die Termitenforscherin Kimberly, eine kühle, karrierebewusste Amerikanerin und ihr Ehemann Ruben fahren mit einem gerade entbundenen Säugling durch die afrikanische Nacht. Urplötzlich stehen sie vor dem Schlagbaum einer Grenzstation. Hier entdeckt Kimberly im ersten Licht des Tages schockiert, dass das Baby, das die Krankenschwester für Sie in Tücher gewickelt hat, schwarz ist! Als Forodha, der überaus eifrige Grenzposten, das schwarze Kind entdeckt, steht für ihn fest, dass er es mit einem Fall von Menschenschmuggel zu tun hat und setzt die Familie auf unbestimmte Zeit fest. Der Autor weiß die Wartezeit zu nutzen: Im Haus des Grenzposten entwickelt sich ein so interessantes wie witziges Kammerspiel, das die Klischees von Schwarzen und Weißen, Männern und Frauen gehörig auf den Kopf stellt.
Happy Valley, Wuppertal: Peter Hammer Verlag, 2006
Toma Tomei hat die besten Chancen, Chief seines Clans in Happy Valley zu werden. Doch eines muss zuvor gelingen: Seine Frau Grace muss nach neun Mädchen einen Sohn gebären! In der Nacht, als Grace ihr zehntes Kind zur Welt bringt, fällt der alte Generator im Busch-Hospital endgültig aus und als die Ereignisse in Finsternis getaucht sind, tritt eine gewisse Verwirrung ein. Nun ist das Baby. das die Krankenschwester dem aufgeregten Vater am nächsten Morgen zeigt, tatsächlich ein Junge - doch ist der Säugling weiß und hat grüne Augen! "Wie durch ein Schlüsselloch gibt "Happy Valley" den Blick frei auf diese Welt, die so fremd und anders ist. Es ist eine launige Geschichte in Happy Valley, ebenso verständnisvoll wie in gebührender Entfernung betrachtet, kurzweilig erzählt in einer Sprache, die wunderbar klar und voll tiefer Schönheit ist - was mit Sicherheit auch der Übersetzung aus dem Englischen von Thomas Brückner zu verdanken ist. "Eingezwängt wie ein ungebetener Gast bei einer Clanversammlung drängte sich die Kirche zwischen das Dorf und die Hügel", schreibt Meja Mwangi bildgewaltig über die einzige Kirche - herrlich inszeniert übrigens als Gegenentwurf zur Welt des puren Aberglaubens - im Dorf. "Sie war riesig. Ein strohgedecktes Gebäude, das in mondhellen Nächten wie ein weidender Elefant aussah."