Ngugi wa Thiong'o

(c) Daniel A. Anderson

Ngugi wa Thiong'o: Afrika sichtbar machen, Münster: Unrast, 2019

 

In seinem Werk, das Theaterstücke, Romane und Essays umfasst, erzählt Ngugi von der Ungerechtigkeit kolonialer Gewalt und dem diktatorischen Verrat der Entkolonialisierung, vom Streben nach wirtschaftlicher Gleichheit angesichts der großen Ungleichheit und nicht zuletzt von seinem Kampf für Freiheit und die anschließende Inhaftierung.

n dem sehr persönlich und gut lesbar geschriebenen Buch geht es um Afrikas Stellung in der dekolonisierten und globalisierten Welt, um die Nachwirkungen der Sklaverei, um politische Kämpfe in einer Ära des entfesselten Kapitalismus, um die Rolle der Kulturschaffenden und Intellektuellen in afrikanischen Gesellschaften sowie um die Aussichten auf eine gerechte und friedvolle Zukunft. In einer Zeit, in der Afrika in den Diskussionen über die Globalisierung weitgehend ignoriert wird, wird Afrika sichtbar machen zur Pflichtlektüre.

Ngugi wa Thiong'o: Dekolonisierung des Denkens, Münster: Unrast, 2017

 

Erstmals liegt jetzt der bislang wohl wichtigste  und einflussreichste Essayband des großen kenianischen Autors in deutscher Übersetzung vor. Die Wirkungsgeschichte dieses Buches ist in vielerlei Hinsicht nur der von Frantz Fanons "Die Verdammten dieser Erde" vergleichbar. In vier Kapiteln analysiert Ngugi wa Thiong'o die Folgeerscheinungen des geistigen Kolonialismus, die auch noch Jahre - die Essays wurden erstmals 1986 in Buchform veröffentlicht - (und, wie wir heute wissen: Jahrzehnte) nach dem Übergang der afrikanischen Kolonien in die Unabhängigkeit weiterwirken: Europas Sprachen, sein Denken, seine Verständnis von Geschichte, Gegenwart und Zukunft, von Gesellschaft und Politik setzen noch immer maßgebliche Parameter für afrikanisches Selbstverständnis, schreiben den Kolonialismus in den Köpfen fort. Ngugi wa Thiong'o zeigt, welche Bedeutung den Sprachen bei Kolonisierung wie Entkolonisierung zukommt. Den ursprünglichen Essays sind Aufsätze von fünf weiteren afrikanischen Autoren - unter ihnen Boris Boubacar Diop aus dem Senegal, Achille Mbembe aus Kamerun und Ngugi wa Thiong'os Sohn Mukoma wa Ngugi - beigesellt, die den Einfluss Ngugi wa Thiong'os auf ihr Schreiben und in der heutigen Zeit dokumentieren.

Geburt eines Traumwebers. Zeit des Aufbruchs, München: A1 Verlag, 2016

 

auch als e-book

 

Mit diesem Buch legt Ngũgĩ wa Thiong'o den dritten Band seiner Erinnerungen vor, in dem er seine Studienzeit in den Mittelpunkt stellt.
Die Jahre zwischen 1959 und 1964 sind nicht nur für das Leben des gut Zwanzigjährigen von entscheidender Bedeutung: Im winzigen Kosmos des Makerere University College, der einzigen Bildungseinrichtung ihrer Art im damaligen Ostafrika, spiegeln sich exemplarisch die Umbrüche, die sich auf der großen Bühne des Kontinents zu dieser Zeit vollziehen - die Kolonialmächte sind auf dem Rückzug, der Großteil der Kolonien geht in die Unabhängigkeit über, die neuen Staaten suchen nach ihrem Weg.
Ngũgĩ wa Thiong'o sieht sich eingebettet in diese Zusammenhänge, das Persönliche ist ihm Abbild des Gesellschaftlichen und Politischen. Entscheidend für seine Entwicklung ist auch die Schriftstellerkonferenz, die 1962 am Makerere College stattfand. Man verständigt sich streitend über die Eckpfeiler des eigenen Literaturverständnisses, über die Probleme von Identität und Sprache. Für den angehenden Schriftsteller Ngũgĩ wa Thiong'o bringt diese Konferenz darüber hinaus die erste Begegnung mit Chinua Achebe, der ihm den Weg in die prestigeträchtige Heinemann African Writers‘ Series eröffnet und damit wesentlichen Anteil daran hat, dass aus dem Studenten in Kampala der Schriftsteller wurde, der seit Jahren für den Nobelpreis für Literatur im Gespräch ist.

Ngũgĩ wa Thiong'o erzählt überzeugend, aufklärend und detailreich von dieser Zeit des Aufbruchs. Und er beschreibt den Weg, den die modernen afrikanischen Literaturen seither zurückgelegt haben, nicht zuletzt in Gestalt des Autors dieses Buches.

 

 

"Afrika! Diese Memoiren schreiben unbekannte Literaturgeschichte. Nach Bruce Springsteen wird der Kenianer den Nobelpreis kriegen." (WeltN24, 7.12.16)

 

"... in all der sprachlichen Komplexität des Ngugi-Kosmos' mit souveränem Ton von Thomas Brückner übersetzt." (Lisa Ndokwu, afrikanet.info, 29. 12. 2016)


Im Haus des Hüters, München: A1 Verlag, 2013,

 

auch als e-book

 

 

Es herrscht Ausnahmezustand in Kenia, der bewaffnete Aufstand der Mau-Mau-Bewegung für die Unabhängigkeit Kenias ist 1955 auf dem Höhepunkt. Für den sechzehn Jahre alten Ngugi wa Thiong'o wird die renommierte Internatsschule, die Alliance High School in Kikuyu, zu einem Refugium, das die Grausamkeiten des Krieges von ihm fernhält. Er taucht ein in eine geordnete Welt aus Bildung, Religion und Gemeinschaftserfahrung. Als er jedoch nach dem ersten Trimester erstmals nach Hause zurückkehrt, findet er kein Zuhause mehr vor.
Sein Dorf wurde zerstört, seine Familie zwangsumgesiedelt. Die politische Wirklichkeit bricht nun mit unbarmherziger Härte in seine Welt ein und macht auch vor den Toren der Schule nicht halt. Es kommt zur Verhaftung seines älteren Bruders Good Wallace, der auf der Seite der Aufständischen steht, und schließlich zu einer willkürlichen Festnahme Ngugis. Mit „Im Haus des Hüters" legt der kenianische Erzähler Ngugi wa Thiong'o nach „Träume in Zeiten des Krieges" den zweiten Band seiner Lebenserinnerungen vor. Mit großer suggestiver Kraft zeichnet der Autor das eindrucksvolle Bild eines Heranwachsenden auf der Suche nach seinem Platz in der Welt und gibt einen unmittelbaren Einblick in jenen Bereich, in dem sich das Persönliche mit dem Politischen verbindet. Frei von vordergründiger Wertung ist dieses Buch ein einzigartiges Dokument der gesellschaftlichen Umbrüche in der Endzeit des britischen Kolonialismus.

 

 

"Was für eine erzählerische Kraft." (Jan Ehlert, NDR)

 

"Ngugi wa Thiong'o jongliert mit Worten, Erinnerungen und Reflexionen. Ganz so wie er als Kind fasziniert ist von Zaubertricks, verzaubert er sein Publikum. In Thomas Brückner hat er einen kongenialen Übersetzer gefunden, der die Stimme des Autors im Ohr hat." (Lisa Ndokwu, afrikanet.info)

 

"Ganz einfach ein Stück großer Literatur." (Gerd Bedszent, Junge Welt)

 


Herr der Krähen, München: A1 Verlag, 2011

Herr der Krähen, Frankfurt/Main, Wien, Zürich: Büchergilde Gutenberg, 2011, Lizenzausgabe

Herr der Krähen, Frankfurt/Main: Fischer, 2013, Lizenzausgabe, Taschenbuch

 

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1. Platz - Weltempfänger 12/2011

 

Ausgangspunkt dieses geistreichen satirischen Romans ist das gigantische Bauvorhaben »Marching to Heaven«, ein moderner Turmbau zu Babel, das dem despotischen Herrscher der fiktiven Freien Republik Aburiria Weltgeltung verschaffen und ein monumentales Denkmal setzen soll.
Der Herrscher ist umgeben von persönlichen Beratern, allen voran den Ministern Machokali und Sikiokuu, die ständig darum bemüht sind, dem gottgleichen Herrscher ihre Ergebenheit zu beweisen und sich eine vorteilhafte Position zu sichern. Das Bauprojekt »Marching to Heaven« jedoch kann nur mit einem Kredit der Global Bank in New York realisiert werden.
Als Titus Tajirika zum ersten Vorsitzenden des Baukomitees für »Marching to Heaven« ernannt wird, bilden sich vor dessen Büro zwei endlose Warteschlangen – eine aus denjenigen, die auch ein Stück vom Kuchen abbekommen wollen (indem sie Umschläge voller Bargeld zurücklassen), und eine, die sich aus den zahllosen Arbeitslosen des Landes speist. Diese Menschenschlangen entwickeln sich bald zu einer landesweiten Epidemie.
Während der Herrscher und sein Außenminister Machokali in die USA reisen, um positiv auf die Vertreter der Global Bank einzuwirken, gerät Tajirika ins Blickfeld von Staatsminister Sikiokuu. Die Delegation in New York hingegen sieht sich einer plötzlich auftretenden, rätselhaften Krankheit des Herrschers gegenüber. Hoffnung verspricht allein der unfreiwillig zu Ruhm und Ansehen aufgestiegene Herr der Krähen – ein Zauberer, Heiler und Wahrsager ...
»Herr der Krähen« ist eine lebendige, ausdrucksstarke Satire über den Prototyp des afrikanischen Despoten, die mit tiefgründigem Humor die Lebensbedingungen in einer zunehmend globalisiertenWelt thematisiert. Ngugi wa Thiong’o gelingt mit diesem Roman eine umfassende Parabel auf die sozialen, politischen und kulturellen Verhältnisse auf dem afrikanischen Kontinent und dessen Beziehung zum Westen.

 

"Die deutsche Übersetzung dieses knapp 1000 Seiten umfassenden Werkes durch Thomas Brückner kann nur als außerordentlich verdienstvoll gewürdigt und als Meilenstein in der Rezeption afrikanischer Literaturen in Deutschland gepriesen weren."

Manfred Loimeier, Neues Deutschland, 2012

 

"... von Thomas Brückner großartig übersetzt ... nach nur wenigen Zeilen erlebt man ein seltenes Glück. Man mag nicht mehr aufhören zu lesen, wird neugieriger und neugieriger un beginnt zu schmunzeln, gar laut zu lachen, so umwerfend komisch sind die Figuren, die Szenen und dieser ganze Kosmos, der sich nach und nach entfaltet."

Michael Bitala, Süddeutsche Zeitung, 2012

 

"'Herr der Krähen' ist eine opulente Satire über die Situation Schwarzafrikas in der globalen Welt."

Stadtbücherei Geislingen

 

"Dieses Buch ist Weltliteratur. ... Es ist ein allumfassendes Kompendium, das uns ... unsere Schwächen vorführt: unseren Größenwahn, unsere Bereitschaft zu Verrat, Folter und Korruption, unsere Misogynie. ... Und dann ist da auch noch Afrika ..."

Cicero, 2011

 

"... der 'Herr der Krähen' ist ein universeller Diktatorenroman, in seiner Bildhaftigkeit und seinem erzählerischen Schwung denen des magischen Realismus von Vargas Llosa oder Garcia Marquez ähnlich, aber im Stil einer ausufernden mündlichen Erzählung gehalten."

Dina Netz, drkultur, 2011

 

"'Herr der Krähen' ist ein opus magnum. Eine fantastische Parabel über die Befindlichkeit des schwarzen Kontinents, und wie Weltpolitik und Weltwirtschaft an ihm herumdoktern. Eine Operation am offenen Herzen Afrikas ... Wann regnet's für dieses Buch endlich Preise?"

Miachela Mottinger, kurier.at

 

"... der Afrikaroman des 21. Jahrhunderts ... - als monumentale, im bachtinischen Sinne karnevalesk überdrehte, subversive und abstrafende Satire."

Sigrid Löffler, kulturradio

 

 


Träume in Zeiten des Krieges, München: A1 Verlag, 2010

Träume in Zeiten des Krieges, Frankfurt/Main, Wien, Zürich: Büchergilde Gutenberg, 2011, Lizenzausgabe

Träume in Zeiten des Krieges, Frankfurt/Main: Fischer, 2012, Lizenzausgabe, Taschenbuch

 

auch als e-book

 

1. Platz - WELTEMPFÄNGER 9/2010

 

»Ich weiß nicht, welchen Platz ich unter den vierundzwanzig Kindern meines Vaters und seiner vier Frauen vom Alter her einnahm, aber ich war das fünfte Kind im Haus meiner Mutter.« Ngugi wa Thiong'os liebevolle Mutter Wanjiku ist es, die nach dem Zerwürfnis mit dem Vater dem Heranwachsenden Schutz und Geborgenheit bietet und den Boden für seine Träume bereitet. Indem sie ihm den Besuch einer Schule ermöglicht und er ihr im Gegenzug verspricht, sein Bestes zu tun und sie nicht zu enttäuschen, schließen die beiden einen Pakt, der von nun an das Leben des Jungen bestimmt.
Geboren im ländlichen Limuru-Distrikt in Zentralkenia, wächst Ngugi im Schatten des Zweiten Weltkriegs auf, unter britischer Kolonialherrschaft und der entstehenden Mau-Mau-Befreiungsbewegung, der sich auch sein Bruder »Good Wallace« anschließt.
Vor diesem Hintergrund erzählt Ngugi wa Thiong'o von seiner Kindheit, von einem einfachen, harten und entbehrungsreichen Leben im Spannungsfeld zwischen Tradition und Moderne. Mit vielWärme berichtet er von kindlichen Freuden, herben Enttäuschungen, vom überwältigenden Erlebnis des Lesens und Schreibens, über Ängste, Demütigungen und das allmähliche Gewahrwerden politischer Zusammenhänge.
Mit großer Ruhe und poetischer Kraft schildert Ngugi ein Stück Kolonialgeschichte; aus kindlich-jugendlicher Sicht zeichnet er ein eindringliches Bild der kolonialen Wirklichkeit der dreißiger bis fünfziger Jahre. Ngugi wa Thiong’os Erinnerungsbuch liest sich dabei wie ein Roman über das Erwachsenwerden – fesselnd, zärtlich, schockierend und bisweilen komisch. Und es zeigt den Autor auf dem Höhepunkt seines literarischen Schaffens.

 

"Das Buch ist ein Meisterstück, das zum Verweilen und Nachdenken einlädt. Das ist auch das Verdienst des Übersetzers Thomas Brückner, der sich auf namhafte afrikanische Autoren spezialisiert hat. In seinem Nachwort schildert er Ngugi wa Thiong'o's Schaffen im literarischen Kontext und räumt ihm einen Platz neben dem Nobelpreisträger Wole Soyinka ein."

Birgit Koß, drkultur, 2011

 

"'Träume in Zeiten des Krieges' ist ein beschämend eindrucksvolles Buch."

Judith von Sterburg, Frankfurter Rundschau, 2010

 

"Vergleichbar mit Soyinkas 'Aké' ... "

Ilija Trojanow, 2010